Vertreter des 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. nahmen an einem weiteren Fachworkshop im Bildungszentrum gegen Antiziganismus in Berlin teil. An dem, vom Projekt „MIA“ (Melde- und Informationsstelle Antiziganismus) durchgeführten Workshop nahmen 5 Vereinsmitglieder teil.
Am Montag, dem 21. November 2022 präsentierte das „MIA Team“ seine Projektarbeit vor einer Vielzahl von Fachleuten und Vertretern aus einzelnen Bundesländern. Das Projekt „MIA“ stellte seinen Projektauftrag, die Zielgruppen seiner Arbeit, die Aufgaben und Ziele und deren Umsetzungsstrategien vor. Insbesondere die Arbeitsweisen und Differenzierungen in der Definition des Begriffes „Antiziganismus“, dem im Projekt entwickelten Kategorisierungssystem und dessen Leitfaden wurden umfassend vorgestellt und erläutert. Alle Beteiligten berichteten neben dem Projektteam über ihre bisherigen persönlichen Erfahrungen und nahmen rege an der abschließenden Diskussionsrunde teil.
Am folgenden Tag des Workshops wurden dann Beispiele aus der Praxis besprochen, woraus sich ein aktiver Austausch zu konkreten Fällen entwickelte. Hier konnten Lösungsmodelle, verschiedene Möglichkeiten der Hilfestellungen sowie Arten einer Zusammenarbeit besprochen und zielgerichteter entwickelt werden. Auch zum Ende des zweiten Tages fand eine informative Abschlussdiskussion statt.
Gestärkt mit neuen Informationen traten unsere Vereinsmitglieder die Heimreise an und freuen sich auf weitere zukünftige Entwicklungen und Veranstaltungen des „MIA“ Projektes.
Am Sonntag, den 01.08.2021, reiste der 1.Sinti Verein Ostfriesland e.V. mit einer Delegation unseres Jugendclubs in unsere Hauptstadt Berlin. Am folgenden Tag wurden wir von Frau Jana Mechelhoff-Herezi (Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft) über das Gelände des „Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas“ geführt. Anschließend besuchten wir gemeinsam eine Gesprächsrunde im Paul-Löbe Haus des Deutsche Bundestages mit einem Abgeordneten des Europäischem Parlaments.
Am Nachmittag wurden wir von Roxanna Witt durch die Gedenkstätte des ehemaligen Zwangslagers in Berlin-Marzahn geführt und hatten danach vor Ort ein persönliches Gespräch mit Frau Petra Rosenberg . Als Tochter von Herrn Otto Rosenberg , einem Überlebenden des Zwangslagers Berlin-Marzahn, las Sie aus dessen Biografie.
Um 20.00 Uhr trafen wir uns dann mit weiteren Organisationen am „Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas“ ein, um der „Liquidation des Zigeunerfamilienlagers“ in Auschwitz-Birkenau zum 77. Jahrestag zu gedenken.
Begrüßt wurden die Anwesenden vor Ort durch den Direktor der Stiftung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Juden Europas, Herrn Uwe Neumärker. Es wurden „Gegenwarts- und Erinnerungssplitter“, Passagen aus aktuellen Meldungen und einige Überlebenden-Erinnerungen verlesen. Musikalisch wurde das Programm durch Sandro Roy und Jerome Weiss begleitet. Das Gedicht “ Auschwitz“ wurde dann auf Deutsch, Englisch und Romanes vorgetragen. Abschließend wurden Blumen am Denkmal niedergelegt.
Am nächsten Tag fanden dann Vormittags verschiedene Workshops statt. Wir teilten die Gruppe in fünf Arbeitsgruppen zu den Themengebieten „Musikwerkstatt“, „Homepage spannender machen“, „Peer-Workshop Antiziganismus; aber wie?“, „Fanzine: eine selbst erstellte Zeitung“ und einen Tanzworkshop auf. Es ergaben sich äußerst viele Anregungen und Inspirationen aus diesen Ergebnissen. Im Anschluss fand dann für die ganze Gruppe eine interessante Stadtrundfahrt statt.
Begleitet und organisiert von Herrn Dr. Wilfried Kruse von der Weinheimer Initiative, der uns ein äußerst interessantes und wertschöpfendes Programm geschaffen hatte. Ihm gilt unser besonderer Dank.
Anlässlich des Jahrestages der Mordaktion vom 02. August 1944 in Auschwitz-Birkenau, bei welchem an die tragischen Ereignisse der Nacht des 2. auf den 3. August 1944 erinnert wurde, sind wir als 1. Sinti Verein Ostfriesland e.V. der Einladung des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma zur gemeinsamen Gedenkfeier dankend gefolgt.
In der Nacht des 2. August ; in welcher 4.300 Angehörige unserer Minderheit, die das unvorstellbare Leid der Hölle von Auschwitz bis dahin überlebt hatten, wurden nun von der SS in die Gaskammern getrieben, um der bevorstehenden Befreiung zuvor zu kommen.
Nach Anreise der 32 köpfigen Delegation aus Deutschland am 31.07.2022, bestehend aus Überlebenden und Vorständen einzelner Vereine, fanden wir uns im Hotel Campanile in Krakau ein, um gemeinsamen das Abendessen einzunehmen.
Am nächsten Morgen ging es für die gesamte Delegation per Bus nach Auschwitz, wo wir durch einen Vertreter des „Museums Auschwitz“ begrüßt wurden. Dieser stellte uns die pädagogische Vermittlungsarbeit des „Museums Auschwitz“ vor. Im Anschluss besuchten wir dann die Ausstellung der „Verfolgung der Sinti und Roma im Block 13“, wo es für unseren Ehrenvorsitzenden sehr emotional wurde , als er die Namen seiner Eltern auf den Gedenktafeln niedergeschrieben fand.
Später am Tag hieß uns der Direktor der Gedenkstätte, Dr. Piotr Cywinski zur Gedenkzeremonie am Krematorium 5 willkommen. Nach kurzen Ansprachen durch Romani Rose , Roman Kwiatwoski und Mehmet Daimagüler (Antiziganismusbeauftragter der Bundesregierung) wurden Blumenbouquets und Rosen am Krematorium niedergelegt und den Ermordeten gedacht.
Am Dienstag, des eigentlichen Jahrestages, fand um 11:30 Uhr die zentrale Gedenkfeier im Lagerabschnitt B2e in Auschwitz-Birkenau statt. Es sprachen Roman Kwiatkowski (Vorsitzender der Vereinigung der Roma in Polen), Romani Rose (Vorsitzender des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma), Christian Pfeil (Überlebender des Holocaust), Bodo Ramelow (Bundesratspräsident, thüringischer Ministerpräsident, Vertreter des Bundespräsidenten), Helena Dalli (EU Kommissarin für Gleichheitspolitik), Mateusz Morawiecki (polnischer Premierminister), Piotr Cywinski (Direktor Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau) sowie Nataliia Tomenko (Dikh He Na Bister / ternYpe International Roma Youth Network).
Anschließend wurden Blumenbouquets an der Gedenkstähle niedergelegt und der Opfer mit einer Gedenkminute gedacht.
Im Ort Auschwitz fand nach den Gedenkfeierlichkeiten ein Empfang mit weiteren Gästen, darunter unsere Delegation aus Überlebenden und Vorständen, der Bundesratspräsident in Vertretung durch Bodo Ramelow (Ministerpräsident des Freistaates Thüringen), dessen Delegation und weiteren VIP’s statt.
Am Mittwoch trafen sich die Überlebenden und deren Angehörigen im Privathaus von Frau Hölscher-Langner am Stadtrand von Krakau. Hier gab es dann ein Treffen mit polnischen und deutschen jungen Erwachsenen. Die Vorstände verblieben im Hotel in Krakau, wo die Teilnehmer einem Vortrag von Andre´ Raatzsch und Jan Kreutz über die Archiv- und Sammlungsstrategie des Dokumentationszentrums und die neue Dauerausstellung folgten, in anschließender Diskussionsrunde sich austauschten und Ideen zur Umsetzung sammelten.
Am nächsten Tag brachen wir nach einem gemeinsamen Frühstück zur Rückreise auf.
Anlässlich des Jahrestages der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, verbrachte Oswald Marschall, Vorsitzender des Vereins Deutscher Sinti e.V. Minden, diesen Tag erstmalig nicht in Auschwitz-Birkenau, sondern in seiner Heimatstadt Minden. In dieser Nacht vor 78 Jahren wurden allein 4.300 Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau umgebracht.
Es war die letzte größere dokumentierte Gruppe der geschätzt 500.000 Angehörigen der Minderheiten in Europa, deren Leben von den Nationalsozialisten in Auschwitz-Birkenau ausgelöscht wurden. So erinnerte der Bürgermeister der Stadt Minden, Michael Jäcke (SPD) daran, dass der 02.08. erst seit 2015 offiziell als „Europäischer Holocaust Gedenktag“ stattfindet.
Die Bundestagsabgeordnete Schahina Gambir mahnte:
“ Wir erleben, wie sich Hass und Hetzte im Netz und in der Gesellschaft verbreiten. Deswegen seien Tage wie dieser nicht nur Gedenken an die Vergangenheit , sondern auch Blick in die Zukunft, wie wir als Gesellschaft zusammen leben wollen.“
Der Vorsitzende des Vereines aus Minden und das Mitglied des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma e.V. in Heidelberg, Herr Oswald Marshall, sieht in Aufklärung und dem gesellschaftliche Austausch zwischen den Angehörigen der Minderheiten und der Mehrheitsgesellschaft das einzige Mittel, um auf beiden Seiten Vorurteile zu bekämpfen:
“ Darum sind Gedenktage wie dieser so wichtig.“
Gemeinsam mit seiner Frau und dem Team des Vereins haben sie eine Gedenkveranstaltung im „Mer Ketne“ in Mindenorganisiert und umgesetzt. Ihrer Einladung folgten zahlreiche Gäste aus Nah und Fern. Auch Vertreter des 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. reisten auf persönliche Einladung nach Minden, um an dieser würdevollen Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Zeitgleich entsandte unser Verein 2 Mitglieder zu der parallelen Gedenkveranstaltung nach Auschwitz-Birkenau in Polen.
„Es ist wichtig, dass wir gedenken mit Scham und Verantwortungsbewusstsein, auch mit Traurigkeit, denn es gibt immer noch Menschen die Überlebende sind, welche diesen fürchterlichen Holocaust miterlebt haben.“
betonte Markus Priesterath vom Bundesministerium des Inneren aus dem Referat „Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt“.
Im Anschluss fanden wir uns im Haus des Herrn Marshall zu einem gemeinsamen Austausch ein. Es war ein informativer und gelungener Tag in Minden.
Im Begegnungszentrum „Mer Ketne“ (Wir Zusammen) in der Königsstraße in Minden informiert eine Dauerausstellung über den Völkermord an den Sinti und Roma zukünftig Interessierte.
Mitglieder des 1.Sinti-Verein Ostfriesland e.V. Herr Oswald Marshall
Auf Einladung reisten mehrere Frauen unseres Vereines mit einem Teil unseres Vorstandes vom 31.05.2022.- 03.06.2022 zu einer Studienfahrt nach Heidelberg. Diese Bildungsfahrt wurde betreut und begleitet von Frau Anne Frölich vom Bildungsforum gegen Antiziganismus in Berlin.
Nach unserer längeren Anreise, nahmen wir an einem hervorragend organisierten Programm teil und besuchten am ersten Tag die Geschäftsstelle des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg. Dort wurden wir von vielen Mitarbeitern und Engagierten empfangen und konnten uns untereinander persönlich kennenlernen. Im anschließenden Altstadtrundgang, geführt von Ilona Lagrene, besichtigten wir die historischen Orte der Heidelberger Sinti in der Altstadt und nahmen an einem Vortrag zur Geschichte der Sinti in Heidelberg teil.
Am darauffolgenden Tag stand der Besuch des Dokumentations- und Kulturzentrums in Heidelberg auf dem Tagesprogramm, in dem die Teilnehmerinnen an einem Workshop zur Bürgerrechtsarbeit von Herrn Rose mitwirken konnten. Anschließend traf die Gruppe sich zu einem offenen Gespräch mit dem Leiter des Dokumentations- und Kulturzentrum, Herrn Emran Elmazi.
Am Donnerstag konnten wir dann die Gedenkstätte Osthofen besuchen, in der wir auch ein gemeinsames Gespräch mit Herrn Jaques Delfeld jun. im ehemaligen Konzentrationslager führen konnten. Die Gedenkstätte Osthofen war eines der ersten „Konzentrationslager“ des nationalsozialistischen Regimes, in der auch Angehörige der Sinti inhaftiert waren. Leider wurde dieses Gespräch durch einen „Vorfall“ gestört, über den wir separat auf dieser Webseite berichten. Am Ende dieses Tages konnten wir dann Blumen an der Gedenkstätte in diesem „KZ“ niederlegen.
Am 10. Juni 2022 feierte die KGS Rastede mit zahlreichen Gästen , darunter auch Vertretern des 1.Sinti-Verein Ostfriesland e.V., das 20jährige Jubiläum der Verleihung des Titels einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, deren langjähriger Schirmherr Romani Rose (1.Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma) ist.
Eine Abordnung von Schüler*innen der „Arbeitsgemeinschaft für den Frieden“ moderierte vor 2.000 Menschen den Festakt in der großen Sporthalle. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Lehrern und Schülern begleitet. In einem der Interviews berichtete Oswald Marschall (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma) beispielhaft über seine selbst erfahrenen Diskriminierung als Sinto in Minden.
„Der jahrhundertealte Antiziganismus dauere bis heute an“ so Marschall, „Und er verwehre der Minderheit ein menschenwürdiges Leben“. Hier erinnerten die Anwesenden nochmals an die vom 1. Sinti-Verein Ostfriesland e.V. in der Schule gezeigte Ausstellung „Unter uns…“ im Jahr 2020
In der zweiten Interviewrunde begrüßten die Moderatoren die Organisation „Seebrücke Oldenburg“ als neue Paten an der KGS.
„Die EU macht Unterschiede zwischen Flüchtlingen mit heller Hautfarbe und afrikanischen Flüchtlingen“, stellte Marina Imsiecke fest. „Das ist Rassismus.“
Die Seebrücke Oldenburg versuche, so Thomas Honesz, politisch auf diese Situation hinzuweisen und die Einhaltung der Menschenrechte für alle Menschen zu befördern.
Die Moderatoren riefen dazu auf, allen Menschen auf der Erde ihr Recht, zur Menschheit zu gehören, zu garantieren. „Es gibt keinen anderen Weg, als miteinander zu leben.“ forderte die Arbeitsgemeinschaft.
„Dass alle Anwesenden dem Rassismus eine klare Absage erteilten und dass wir uns als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ für eine Welt in Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Glück für alle Menschen einsetzen wollen, ist die wichtigste Botschaft unseres Festaktes“.
Wir als 1.Sinti-Verein Ostfriesland können diesem nur beipflichten und freuen uns auf weitere gemeinsame Aktionen.